Versand nach Großbritannien seit dem Brexit
Seit dem Brexit gehört das Vereinigte Königreich (England, Schottland und Wales) nicht mehr zur EU-Zollunion. Damit sind alle Sendungen, egal ob privat oder gewerblich, zollpflichtige Exporte. Jede Warensendung muss mit einer Zollinhaltserklärung und den passenden Dokumenten versehen werden. Für Nordirland gelten weiterhin EU-Regeln, dort entfällt die Zollanmeldung.
Für den Versand nach Großbritannien bedeutet das: etwas mehr Aufwand, längere Laufzeiten und mögliche Einfuhrabgaben. Mit guter Vorbereitung bleibt der Versand jedoch weiterhin problemlos möglich. Wichtig ist vor allem, zu wissen welche Produkte erlaubt sind und wo besondere Vorschriften gelten.
Privatversand nach Großbritannien
Unkompliziert versendbare Produkte
Privatpersonen können viele Produkte nach Großbritannien schicken, wenn sie richtig deklariert sind. Unproblematisch sind:
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Dokumente und Schriftstücke: Briefe, Verträge oder Urkunden gelten nicht als Waren, daher sind sie von Einfuhrabgaben befreit.
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Kleidung, Bücher, Spielzeug, Dekoartikel: Solange sie für den persönlichen Gebrauch oder als Geschenk verschickt werden, genügt eine Zollinhaltserklärung CN22 (bis 2 kg) oder CN23 (darüber).
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Einfache Elektronik ohne Batterie: Kabelgebundene Geräte oder Zubehör sind erlaubt. Eine kurze Beschreibung und der Warenwert sollten angegeben sein.
Produkte mit besonderen Vorschriften oder Risiken
Einige Warengruppen benötigen besondere Beachtung:
Lebensmittel:
Produkte tierischen Ursprungs (Fleisch, Wurst, Käse, Milchprodukte) dürfen seit Brexit nur mit veterinärärztlichen Zertifikaten eingeführt werden – das ist für Privatpersonen praktisch unmöglich. Diese Sendungen werden häufig vom britischen Zoll gestoppt. Unkritischer sind industriell verpackte, haltbare Produkte ohne tierische Bestandteile (z. B. Schokolade, Tee oder Gebäck).
Kosmetik:
Pflegeprodukte und Make-up sind grundsätzlich erlaubt, sollten aber in Originalverpackung verschickt werden. Parfüm, Haarspray und Nagellack enthalten entflammbare Flüssigkeiten und zählen als Gefahrgut – sie dürfen nur unter besonderen Bedingungen transportiert werden (siehe Abschnitt „Gefahrgut“).
Medikamente:
Der private Versand von Arzneimitteln ist in der Regel verboten. Auch rezeptfreie Medikamente können vom Zoll abgefangen werden. Nahrungsergänzungsmittel sind in kleinen Mengen meist unproblematisch, sollten aber klar gekennzeichnet werden.
Elektronik und Batterien:
Elektronische Geräte dürfen verschickt werden, wenn eingebaute Lithium-Akkus ordnungsgemäß verpackt und ausgeschaltet sind. Lose Akkus oder Powerbanks sind verboten, da sie als Gefahrgut gelten.
Zoll und Wertgrenzen
Privatsendungen müssen immer eine Zollinhaltserklärung tragen.
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Geschenke bis 39 GBP sind abgabenfrei.
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Zwischen 39 GBP und 135 GBP fällt britische Einfuhrumsatzsteuer (VAT) an, aber kein Zoll.
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Über 135 GBP kann zusätzlich Zoll fällig werden.
Das Paket muss als „Gift“ gekennzeichnet sein, mit genauer Angabe des Inhalts und Werts. Der Empfänger zahlt mögliche Steuern und eine geringe Bearbeitungsgebühr des britischen Paketdienstes.
Tipp: Immer Rechnungs- oder Wertnachweis beilegen und Inhalte möglichst genau beschreiben. Fehlende Angaben sind der häufigste Grund für Verzögerungen.
Gewerblicher Versand nach Großbritannien
Wichtige Pflichten und Dokumente
Für Unternehmen gilt der Versand nach Großbritannien als Export in ein Drittland.
Notwendig sind:
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EORI-Nummer (EU-weite Zoll-Identifikationsnummer)
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Handelsrechnung mit Angaben zu Empfänger, Warenbeschreibung, HS-Code, Menge, Wert, Ursprungsland und Incoterm
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Zollanmeldung bei Warenwerten über 1.000 € oder über 500 kg
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Ursprungsnachweis (z. B. Präferenzursprung EU) für zollfreie Einfuhr
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Packliste bei mehreren Positionen
Unternehmen müssen außerdem klären, wer die Einfuhrabgaben trägt.
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DAP (Delivered at Place): Der Empfänger zahlt Steuern und Zoll.
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DDP (Delivered Duty Paid): Der Versender übernimmt alles – dafür ist meist eine UK-Umsatzsteuer-Registrierung erforderlich.
Produktgruppen mit besonderen Anforderungen
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Lebensmittel: Erfordern Gesundheits- und Veterinärzeugnisse. Ohne diese werden Waren an der Grenze zurückgewiesen.
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Arzneimittel und Medizinprodukte: Streng reglementiert, meist genehmigungspflichtig.
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Kosmetik und Chemikalien: Nur erlaubt, wenn ein Verantwortlicher mit Sitz in Großbritannien existiert und das Produkt dort registriert ist.
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Elektronik, Maschinen, Spielzeug: Müssen den UK-Vorschriften entsprechen (UKCA-Kennzeichnung).
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Dual-Use-Güter, Waffen, Kulturgüter: Benötigen Exportgenehmigungen.
Gewerbliche Exporteure sollten vor jedem Versand prüfen, ob ihre Produkte besonderen Genehmigungen oder Sicherheitszertifikaten unterliegen.
Gefahrgut
Gefahrgut umfasst alle Stoffe, die beim Transport ein Risiko darstellen – etwa durch Entzündbarkeit, Giftigkeit, ätzende Wirkung oder Explosionsgefahr. Typische Beispiele:
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Parfüm und Nagellack (entflammbar)
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Lithium-Batterien und Powerbanks
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Spraydosen (Druckgasbehälter)
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Lacke, Farben, Klebstoffe
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Chemikalien oder Reinigungsmittel
Regeln für Verpackung und Kennzeichnung
Gefahrgut muss in zugelassenen UN-Verpackungen transportiert werden, die bruchsicher und dicht sind. Außen gehören entsprechende Gefahrgutetiketten (Flammensymbol, Batterie-Symbol etc.) und die jeweilige UN-Nummer auf das Paket.
Für den Transport gelten internationale Vorschriften:
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ADR für Straßentransport
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IATA-DGR für Luftfracht
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IMDG-Code für Seefracht
Privatpersonen dürfen Gefahrgut meist gar nicht versenden. Bei einigen Stoffen gelten Ausnahmen für begrenzte Mengen (Limited Quantities), etwa geringe Mengen Parfüm oder Farbe im Landverkehr. Luftpostversand ist in der Regel ausgeschlossen.
Professionelle Kuriere wie UPS, FedEx oder DHL Express nehmen Gefahrgut nur von geschulten Versendern mit entsprechender Dokumentation an. Für private Sendungen ist es meist besser, auf den Versand solcher Artikel zu verzichten.
Was problemlos geht
Einige Lebensmittel dürfen weiterhin verschickt werden, sofern sie industriell verpackt, haltbar und nicht tierischen Ursprungs sind. Dazu zählen:
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Tee, Kaffee, Kakao
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Bonbons, Schokolade, Kekse, Chips
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Konserven mit pflanzlichen Zutaten (z. B. Gemüse, Obst)
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Nudeln, Reis, Mehl, Gewürze in Originalverpackung
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Softdrinks in geschlossenen Dosen oder Flaschen (ohne Alkohol)
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Alkoholfreies Bier oder aromatisierte Getränke (max. wenige Liter, als Geschenk)
Wichtig: Die Produkte müssen ungeöffnet, haltbar (kein Frischeprodukt) und mit vollständiger Zutatenliste versehen sein.
❌ Was nicht (mehr) erlaubt ist
Seit dem Brexit behandelt das Vereinigte Königreich alle tierischen Produkte wie Importe aus Drittländern.
Das betrifft:
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Fleisch, Wurst, Schinken, Speck
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Milchprodukte wie Käse, Butter, Joghurt
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Eier, Honig, Gelatine, tierisches Fett
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Lebensmittel, die solche Bestandteile enthalten (z. B. Schokolade mit Milch, Kekse mit Butter)
Diese Waren dürfen nicht mehr ohne Veterinärzeugnis eingeführt werden.
Privatpersonen können diese Zertifikate nicht ausstellen – deshalb gilt:
👉 Tierische Lebensmittel sind im Privatversand de facto verboten.
Auch frische, gekühlte oder tiefgekühlte Lebensmittel (z. B. Obst, Fleisch, Salat, Käse) sind ausgeschlossen.
Der Zoll beschlagnahmt solche Sendungen meist sofort.
Alkoholische Getränke sind nur in sehr kleinen Mengen als Geschenk erlaubt:
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Max. 1 Liter Spirituosen oder 2 Liter Wein pro Sendung
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Der Empfänger muss volljährig sein
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Wertgrenze: insgesamt unter 39 £ (sonst fallen Steuern an)
Tipp: Wenn du jemandem in UK „Lebensmittel als Geschenk“ schicken willst, bleib bei haltbaren Süßigkeiten, Snacks oder Tee. Alles andere wird fast immer gestoppt.
Gewerblicher Versand von Lebensmitteln und Getränken
Hier gelten strenge Importvorschriften nach britischem Recht, da das UK eigene Lebensmittelkontrollen eingeführt hat (Sanitary and Phytosanitary – SPS-Regeln).
🔍 Allgemeine Voraussetzungen
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Gesundheitszeugnis / Veterinärzertifikat für tierische Produkte
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Vorabmeldung über das britische Importportal IPAFFS
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UK-Importeur oder Zollagent mit EORI-Nummer erforderlich
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Verpackungs- und Etikettvorschriften nach UK-Standard (z. B. Nährwertangaben, Allergene, Mindesthaltbarkeitsdatum in Englisch)
🥩 Tierische Erzeugnisse (POAO – Products of Animal Origin)
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Fleisch, Milch, Käse, Eier, Fisch, Honig, Gelatine, Molkenpulver etc.
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Nur erlaubt, wenn die Ware aus einem zertifizierten EU-Betrieb stammt
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Jede Lieferung braucht ein Veterinärzeugnis (Export Health Certificate)
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Wird an der Grenzkontrollstelle (Border Control Post) in UK physisch geprüft
Ohne diese Nachweise wird die Ware nicht eingeführt – sie geht zurück oder wird vernichtet.
🌿 Pflanzliche Lebensmittel
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Getrocknete, konservierte oder verarbeitete pflanzliche Produkte (z. B. Nudeln, Brot, Gewürze) sind meist unproblematisch.
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Frisches Obst, Gemüse, Pflanzen und Samen benötigen ggf. Pflanzengesundheitszeugnisse.
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Manche Pflanzenarten unterliegen Importverboten oder Quarantänepflicht.
🍷 Getränke, Alkohol, Spirituosen
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Gewerblicher Import von Alkohol unterliegt britischen Verbrauchsteuern.
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Der Importeur muss beim britischen Zoll (HMRC) registriert sein.
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Versand an Endkunden (B2C) ist nur mit einem dort zugelassenen Steuervertreter möglich.
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Für nicht-alkoholische Getränke gelten keine besonderen Hürden, solange sie richtig deklariert sind.
🚫 Häufig gestoppte Sendungen beim Zoll
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Pakete mit Käse, Wurst, Schokolade mit Milchanteil → wegen tierischer Bestandteile
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Selbstgemachte Marmelade, Backwaren, Kuchen → kein kommerzielles Etikett, keine Zutatenliste
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Offene oder umverpackte Lebensmittel → nicht hygienisch verpackt
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Wein oder Bier ohne Steuererklärung → Verletzung der Alkoholimportregeln
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Pakete mit Honig, Pollen, Gelatine → tierische Nebenprodukte ohne Zertifikat
Empfehlung für sicheren Versand
| Kategorie | Versand erlaubt | Hinweise |
|---|---|---|
| Tee, Kaffee, Gewürze | ✅ Ja | Originalverpackt, trocken, haltbar |
| Süßigkeiten, Schokolade (ohne Milch) | ✅ Bedingt | Zutatenliste prüfen |
| Konserven & Fertigprodukte (pflanzlich) | ✅ Ja | Etikettiert, geschlossen |
| Alkohol | ⚠️ Eingeschränkt | Kleine Mengen, Geschenkregelung |
| Milch, Käse, Fleisch | ❌ Nein | Tierische Produkte verboten |
| Frisches Obst/Gemüse | ⚠️ Nur mit Zeugnis | Phytosanitäre Auflagen |
| Getränke mit Gas oder Alkohol | ⚠️ Nur bestimmte Mengen | Gefahrgut prüfen |
| Hausgemachte Produkte | ❌ Nein | Keine Zertifizierung möglich |
Versanddienstleister im Vergleich
DHL (Deutsche Post DHL)
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Zollabwicklung: Einfach per CN22/CN23; Zustellung in UK durch Royal Mail.
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Preis: ab ca. 15 € für kleine Päckchen, bis etwa 50 € für große Pakete.
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Laufzeit: 3–6 Werktage.
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Vorteile: Online-Frankierung mit digitaler Zollinhaltserklärung, Versicherung bis 500 €, Abholung optional.
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Einschränkungen: Kein Versand von Parfüm oder Batterien per Luftpost.
UPS
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Zollabwicklung: UPS erledigt Einfuhrformalitäten; Handelsrechnung erforderlich.
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Preis: ab etwa 30 €, Express-Optionen ab 60 €.
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Laufzeit: 1–4 Werktage (je nach Service).
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Vorteile: Schnelle Abfertigung, Echtzeit-Tracking, DDP-Option.
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Einschränkungen: Höhere Kosten, strikte Verpackungs- und Inhaltsvorgaben.
FedEx
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Zollabwicklung: Elektronische Anmeldung; sehr zuverlässige Zollprozesse.
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Preis: vergleichbar mit UPS.
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Laufzeit: 1–4 Tage.
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Vorteile: Hohe Zuverlässigkeit, professionelle Gefahrgut-Abwicklung.
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Einschränkungen: Registrierung erforderlich, eher für Unternehmen geeignet.
Hermes, DPD, GLS
Diese Anbieter haben den privaten Versand nach Großbritannien weitgehend eingestellt, da die Zollabwicklung für Privatkunden zu komplex wurde. Geschäftskunden können je nach Vertrag weiterhin versenden, müssen aber vollständige Handelsrechnungen und Zolldaten bereitstellen.
Wir übernehmen keine Gewähr für die bereitgestellten Informationen. Bei Fragen bitten wir Sie sich selbstständig zu informieren oder einen direkten Kontakt mit unserer Fachabteilung zu suchen.
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